Women-On-Board-Index 185 2020

1 → → EINLEITUNG Das vor fünf Jahren am 1. Mai 2015 verabschiedete Gesetz zur gleichberechtigten Teilhabe von Frauen und Männern an Führungspositionen (FüPoG) hat eine deutlich messbare Wirkung: In den 188 untersuchten, börsennotierten Konzernen liegt der durchschnittliche Frauenanteil in den Aufsichtsräten mittlerweile bei 32,2 Prozent; bei den aktuell 105 börsennotierten und voll mitbe- stimmten Unternehmen, die unter die Quote fallen, sind mit 35,2 Prozent mehr als ein Drittel der Aufsichtsräte Frauen. In den aktuell 83 Unternehmen im DAX-Segment, die nicht der Quote unter- liegen, sind in den Aufsichtsräten nur 22,8 Prozent Frauen. In den Vorständen der 188 Unternehmen hat sich der durchschnittliche Frauenanteil auf niedrige 10,7 Prozent mehr als verdoppelt. Bei den Quotenunternehmen sind 11,5 Prozent der Positionen in der obersten Führungsetage mit Frauen besetzt, in den Vorständen der Nicht-Quotenunterneh- men sind es nur 9,5 Prozent Frauen. Weiterhin bestimmen Männer mit fast 90 Prozent das Gesche- hen in den Vorständen. Für kurze Zeit war sogar erstmals eine Frau Vorstandsvorsitzende eines DAX-30-Konzerns. Allerdings endete die Berufung von Jennifer Morgan an die Spitze von SAP , von der sich viele einen Schub hin zu mehr gleichberechtigter Teilhabe in Spitzenpositionen erhofft hatten, nach nur sechs Monaten. Ein Rückschlag, der die Kehrseite der Entwicklung zurück ins Bewusstsein der Öffentlichkeit brachte. Weiterhin macht also, wie die vorliegende Studie zumWomen-on-Board-Index 185 zeigt, die ver- bindliche Frauenquote den Unterschied. Über die längst erreichte Vorgabe für die Aufsichtsräte hi- naus wirkt sie auf die Vorstands- und Managementebene nur in geringem Ausmaß. Doch nehmen die Quotenunternehmen auch die Zielgrößen für den Frauenanteil ernster: Die Bereitschaft, sich ehrgeizigere Ziele für den Frauenanteil in Führungspositionen zu setzen, ist bei diesen Unterneh- men erheblich größer. Bei Unternehmen, die nicht der Quote unterliegen, stagniert dagegen die Entwicklung der gleichberechtigten Teilhabe. Die Analyse der Zielgrößen zeigt den großen Handlungsbedarf: 115 der 188 Unternehmen ha- ben keine Frau im Vorstand. 75 davon „planen“ mit Zielgröße Null für den Vorstand . Das sind 45,5 Prozent und damit fast die Hälfte der 165 Unternehmen, die eine Zielgröße für die Vorstands- ebene definiert haben. Bisher legen nur wenige Unternehmen gut begründete Strategien vor, wie sie – jenseits der Erfüllung der gesetzlichen Vorgaben – mehr gleichberechtigte Teilhabe und damit eine von Vielfalt geprägte Unternehmenskultur erreichen wollen. Mit demWoB-Index gibt FidAR Unternehmen seit nunmehr 10 Jahren ein Instrument an die Hand, mit dem sie den Stand der Entwicklung bei der gleichberechtigten Führungskultur messen und vergleichen können, wo sie im Vergleich zur Konkurrenz stehen – imWettbewerb um die besten Köpfe. Die Zahlen sprechen für sich. Monika Schulz-Strelow Präsidentin FidAR – Frauen in die Aufsichtsräte e. V.

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