FidAR - Women-On-Board-Index 185 - 2021

19 In der Detailanalyse der Segmente zeigt sich die Verlangsamung und teilweise Umkehr des Zu- wachstrends der vergangenen Jahre noch deutlicher. So ist erstmals seit Erhebung des WoB-Index der Frauenanteil in den Aufsichtsgremien der DAX-30-Konzerne rückläufig, er sank leicht von 35,8 auf 35,6 Prozent. Hintergrund ist der Wechsel von Beiersdorf , die einen hohen Frauenanteil von 41,7 Prozent aufweisen, in den MDAX, und das Ausscheiden von Wirecard (40 %) aus dem Index. Die Nachrücker, Delivery Hero und Siemens Energy , haben einen niedrigeren Frauenanteil im Aufsichtsrat von 33,3 bzw. 30 Prozent. Insgesamt entsteht der Eindruck, dass die meisten Unternehmen mit Erreichen des gesetzlich vor- geschriebenen Frauenanteils von 30 Prozent im Aufsichtsrat nicht anstreben, zusätzliche Frauen für die Kontrollgremien zu nominieren. Die 30-Prozent-Marke wirkt bindend. Auch in anderen Ländern wie Norwegen ist zu beobachten, dass die vorgegebene Höhe selten überschritten wird. So scheiden etwa bei Daimler mit Dr. Manfred Bischoff , Petraea Heynike und Dr. JürgenHambrecht eine Frau und zwei Männer auf Anteilseignerseite aus dem Aufsichtsrat aus, für die Wahlen auf der virtuellen Hauptversammlung am 31.03.2021 sind wieder zwei Männer und eine Frau – Eliza- beth Centoni – vorgeschlagen. Der Frauenanteil liegt damit auch nach der Hauptversammlung bei 30 Prozent. 5 Während mit der Linde plc ., deren Sitz im irischen Dublin liegt und die nicht unter die Quote fällt, nur ein einziger DAX-30-Konzern unter der Marke von 30 Prozent Frauen im Aufsichtsrat bleibt, liegen mit Infineon Technologies (50 %), Munich Re und Deutsche Telekom (jeweils 45 %) , SAP (44,4 %), Henkel (43,8 %), Covestro, Fresenius SE und HeidelbergCement (jeweils 41,7 %) acht Konzerne mit einem Frauenanteil im Kontrollgremium von über 40 Prozent deutlich oberhalb der geforderten 30 Prozent. Der Aufsichtsrat von Infineon Technologies ist mit 50 Prozent Frauen bzw. Männern sogar paritätisch besetzt. Der im Vorjahr noch ebenfalls paritätische Aufsichtsrat von SAP hat nach dem Ausscheiden von Diane Greene , die ihr Aufsichtsratsmandat zum 9. Dezember 2020 niedergelegt hat, weiterhin mit 44,4 Prozent einen hohen Frauenanteil, der wesentlich von der Arbeitnehmerbank mit 55,6 Prozent Frauen getragen wird. Trotz der genannten Wechsel von Unternehmen aus dem DAX-30 mit hohem Frauenanteil in den Aufsichtsräten wie Beiersdorf und zuvor der Commerzbank oder der Deutschen Lufthansa verzeichnen die 60 MDAX-Unternehmen bei einem Plus von 1,3 Prozentpunkten nur sehr gerin- ge Zuwächse. Der Frauenanteil liegt mit 32 Prozent weiterhin unter dem Durchschnittswert der 186 Unternehmen von 33,2 Prozent. Fünf Konzerne haben einen Frauenanteil von unter 20 Prozent: Nordex , Scout24 , Software (alle 16,7 %), Encavis (11,1 %) und Neuzugang Porsche (10 %). Und sieben der MDAX-Konzerne, Grand City Properties , LEG Immobilien , Nemetschek , Rational , Shop Apo- theke Europe , TeamViewer und VARTA , haben keine Frau im Aufsichtsrat. Ausgehend von einem sehr niedrigen Niveau von 15,2 Prozent im Januar 2015 hat sich nunmehr auch der durchschnittliche Frauenanteil in den Kontrollgremien der SDAX-Unternehmen auf 30,8 Prozent mehr als verdoppelt. Dabei sind nur 26 der 70 SDAX-Konzerne paritätisch mitbe- stimmt und fallen unter die Aufsichtsratsquote, mit 36 haben knapp über die Hälfte keine Arbeit- nehmervertreterinnen im Kontrollgremium. F ünf SDAX-Konzerne liegen bei einem Frauenanteil im Aufsichtsrat von mindestens 50 Prozent – angeführt von der HORNBACHHOLDING , dem aktuel- len Spitzenreiter des WoB-Index mit einem Frauenanteil von 66,7 Prozent im Aufsichtsrat, ferner der CEWE Stiftung (58,3 %), Ceconomy , Global Fashion Group und KWS SAAT (alle 50 %) . 5 Einladung zur virtuellen ordentlichen Hauptversammlung der Daimler AG am 31.03.2021 (www.daimler.com/investoren/events/hauptversammlungen/2021/) .

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