FidAR - Women-On-Board-Index 185 - 2021

3 Sechs Jahre nach Inkrafttreten des Gesetzes zur gleichberechtigten Teilhabe von Frauen und Männern an Führungspositionen (FüPoG) erhöht die Bundesregierung mit dem Entwurf des FüPoG II signifikant den Druck auf die Wirtschaft, mehr Frauen in Führungspositionen zu berufen. Galt beim am 1. Mai 2015 in Kraft getretenen FüPoG noch die fixe Quote für Aufsichtsräte als treibende Kraft, wird diese nun durch ein Mindestbe teiligungsgebot für die Vorstände börsennotierter und paritätisch mitbestimmter Unter- nehmen mit mehr als drei Mitgliedern verstärkt – das sind 66 der aktuell 106 unter die Aufsichtsrats- quote fallenden Unternehmen. 25 davon haben keine Frau im Vorstand und daher Handlungsbedarf. Zudem kommt eine sanktionsbewehrte Begründungspflicht für Zielgröße Null. Der Gesetzentwurf wurde am 25. Februar 2021 in erster Lesung im Bundestag beraten und soll noch vor dem Ende der Legislaturperiode in Kraft treten. Dass mit adidas , BAYER , E.ON , Infineon, Fielmann und Südzucker schon sechs demMindestbeteili- gungsgebot für Vorstände unterliegende Konzerne seit Bekanntgabe der Pläne im Oktober 2020 eine Frau in den Vorstand berufen haben zeigt, dass auf die beabsichtigten gesetzlichen Ankündigungen bereits reagiert wird. Während die unter die Quote fallenden 106 Unternehmen bereits 2017 einen Frauenanteil in Aufsichts- räten von 30 Prozent erreichten, blieb die Ausstrahlung auf die Vorstandsetagen bisher gering. Ein Großteil der untersuchten 186 Unternehmen planten trotz frauenfreier Chefetage mit Zielgröße Null für den Vorstand – im vergangenen Jahr waren dies immer noch 75 Unternehmen. Dahingegen setzt sich der Aufwärtstrend bei den Aufsichtsräten, wie der vorliegende Women-on-Bo- ard-Index ausweist, nicht fort. In den 186 untersuchten Unternehmen liegt der Frauenanteil in den Aufsichtsräten bei 33,2 Prozent (+1); bei den aktuell 106 unter die Quote fallenden Unternehmen bei 35,9 Prozent (+0,7); die aktuell 80 Unternehmen im DAX-Segment, die nicht der Quote unterliegen, verzeichnen mit 24,5 Prozent (+1, 7) zwar einen leicht höheren Anstieg, bleiben aber weit von der 30-Pro- zent-Marke entfernt. Der Frauenanteil in den Vorständen der 186 Unternehmen steigt dagegen zumindest etwas stärker auf 13 Prozent (+2,3) an, die Quotenunternehmen erreichen 14,1 Prozent (+2,6), bei den Nicht-Quoten- unternehmen sind es nur 11,3 Prozent (+1, 8) Frauen. Die DAX-30-Konzerne liegen bei durchschnittlich 17,4 Prozent Frauen im Vorstand – seit Januar 2015 hat sich der Wert hier, wenn auch auf niedrigem Niveau, mehr als verdoppelt. Die alarmierende Zahl der 75 Unternehmen, die ohne Frau im Vorstand die Zielgröße Null festgelegt hatten, ist auf 62 gesunken. Damit planen weiterhin ein Drittel der Quotenunternehmen und mehr als die Hälfte der Nicht-Quotenunternehmen mit frauenfreiem Vorstand und verweigern sich so dringend benötigter Fortschritte. Gleichberechtigte Teilhabe braucht Gesetze und Transparenz. Wir bleiben dran. Monika Schulz-Strelow Präsidentin FidAR – Frauen in die Aufsichtsräte e. V. Einleitung

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