FidAR - Women-On-Board-Index 185 - 2021
36 FidAR … WOM E N - O N - B OA R D - I N D E X 1 8 5 … 2021 Frauenanteil imVorstand Während sich die Zuwachsrate beim Frauenanteil in den Aufsichtsräten im vergangenen Jahr ver- langsamt hat, steigt der Frauenanteil in den Vorständen der 186 untersuchten Unternehmen stärker als in den Vorjahren – allerdings ausgehend von einem weiterhin niedrigen Niveau. Seit Januar 2015 – vor Inkrafttreten des FüPoG am 1. Mai 2015 – stieg der Anteil von seinerzeit geringen 5 Prozent auf nunmehr 13 Prozent. In den Vorständen der aktuell 106 börsennotierten und paritätisch mitbe- stimmten Unternehmen hat sich der Anteil von 4,9 Prozent im Januar 2015 auf jetzt 14,1 Prozent fast verdreifacht. Immer deutlicher fallen dagegen die nicht der Quote unterliegenden Unternehmen zurück. Hier wurde beim Durchschnittswert zwar erstmals die 10-Prozent-Marke überschritten, dennoch beträgt der Männeranteil in der Führungsetage noch knapp 89 Prozent. Mehrere Faktoren dürften diese Zuwächse beeinflusst haben: Der öffentliche Druck auf Unter- nehmen mit frauenfreier Chefetage ist merklich gestiegen. Die Aussagen der Konzerne, Diversität in Führungspositionen und hier insbesondere mehr Frauen seien strategische Ziele, verloren mit den Planungen mit Zielgröße Null ihre Glaubhaftigkeit. Die Aufsichtsräte, die die Zielgrößen für die Vorstandsebene verabschieden und im Geschäftsbericht veröffentlichen, sahen sich einer breiten Kritik durch die Medien, aber auch von Seiten der Politik und von Verbänden ausgesetzt. Besonders die von der Öffentlichkeit stark wahrgenommenen DAX-30-Unternehmen stehen hier unter Beobachtung und müssen sich gegenüber den Medien etwa beim Ausscheiden von Frauen aus dem Vorstand rechtfertigen. Dies zeigt die Diskussion um das kurzfristige Ausscheiden von Jennifer Morgan aus der Vorstandsspitze von SAP im April 2020 – als erster weiblicher Vorstandsvorsitzen- den eines DAX-30-Konzerns –, die die Debatte um gleichberechtigte Teilhabe wesentlich beeinflusst hat. Die Begründung von Seiten der SAP zur Trennung wurde sehr kritisch hinterfragt, da sie eine Haltung deutlich machte, die nicht mit der vom Unternehmen proklamierten gleichberechtigten Teilhabe übereinstimmte. Insgesamt wurde deutlich, dass das übergreifende Ziel des FüPoG, die Repräsentation von Frauen in allen operativen Führungspositionen zu erhöhen, alleine mit der fixen Aufsichtsratsquote und der freiwilligen Selbstverpflichtung zu individuellen Zielgrößen nicht erreicht werden kann. Neben der Erhöhung der Zahlen sind die Haltungsänderung und das Com- mitment der Unternehmensleitung erforderlich, umWirksamkeit zu erzielen. 18 Entwicklung des Frauenanteils in den Vorständen seit Januar 2015 – Vergleich der Veränderungen bei den 106 paritätisch mitbestimmten und den 80 nicht paritätisch mitbestimmten Unternehmen (Stand 01/2021) 18 WoB 185 © FidAR 2021 Frauenanteil im Vorstand mit Quote: +9,2 Prozentpunkte ohne Quote: +6,1 Prozentpunkte 01.2015 01.2020 01.2021 5,2% 9,5% 11,3% 4,9% 11,5% 14,1%
Made with FlippingBook
RkJQdWJsaXNoZXIy NzE4MjQ2